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Montag, 30. Januar 2012

5. Etappe Hadrians Wall in England

25.07.11
12 Km
Die Bilder sind zu sehen auf meiner Homepage:
Cawfield to Housesteads Fort
Die Nacht war kalt und ich musste mit den Zähnen klappern, es war viel zu kalt für eine Sommernacht. Trotzdem fühlte ich mich gut und ausgeruht.. Ich bekam in der Teestube ein wunderbares Frühstück mit Schinken, Eiern, Pilzen, Toast. Die Teestube macht einen netten und sauberen Eindruck und es war eine freundliche Atmosphäre.
Wenn nicht viel Betrieb ist reicht die eine Dusche für den Campingplatz aber bei mehr Besuchern sicherlich nicht. Doch ich habe mich auf der Herding Hill Farm wohlgefühlt. Der Leiter hat sich auch noch viel Mühe gemacht mein Handy aufzuladen.
Für diesen Tag hatte ich nur 10 Km eingeplant, einmal um den schönen Abschnitt, der nun kam ,auch zu genießen und auch eine Art Ruhetag einzulegen. Es war schon 9:30 Uhr bis ich endlich aufbrach. Es war bewölkt sah aber nicht nach Regen aus. Ich musste zurück zum Wall, über den Hügel, der mit blühendem Heidekraut bewachsen war. In in der Teestube sah ich schöne Postkarten von Northumberland mit blühenden Heiden wie bei uns die Lüneburger Heide.
Der Milecastle Inn an der Kreuzung lag noch ruhig und verschlafen da. Von hier konnte ich schon das Milecastle an der Mauer erkennen. Es führte eine Abkürzung über die Weiden direkt auf das Milecastle zu. Eine dicke Kuh lag auf dem Pfad und ließ sich nicht stören. Genau an dieser Stelle hatten die Römer ein Camp, auf der Weide habe ich es nicht erkannt, man sieht es aber deutlich wenn man die Satellitenkarte anschaut. Bevor es den Hang hinauf geht zur Mauer, überquerte ich den Graben, genannt Vallum und die alte Militärstraße der Römer entlang des Hadrianswalles. In Erwartung eines weiteren schönen Abschnittes marschierte ich los. Natürlich gleich bergauf, kurze aber steile Abschnitte folgten nun. Am nächsten Hang war eine Frau gestürzt und hatte einige Schürfwunden, Ihr Mann sah auch bedröppelt aus, Ihr war jedenfalls der Spaß vergangen. Die Aussicht von den Höhen war enorm. Welliges Land südlich und nördlich dieses Höhenzuges. Weiden so weit das Auge reicht. Ein paar kleine Farmen und vereinzelt noch Wäldchen, eine ziemlich einsame Gegend. Ich überholte 3 ältere Frauen, sie kamen aus der Gegend und nahmen die Steigungen ganz gut. Sie unternehmen öfters Wanderungen am Wall.
Ich hätte die Steigungen zählen sollen, es kommen einige Höhenmeter zusammen. Hin und wieder Grundmauern von Türmen und immer weiter an der Mauer entlang. Auf der höchsten Höhe vor Steel Riggs steht eine Betonpyramide, vielleicht wirklich der höchste Punkt hier. Von hier oben konnte ich den Zeltplatz von der Winshields Farm sehen, den hatten mir gestern die jungen Leute empfohlen, ich war froh, dass ich gestern nicht bis hierher laufen musste.
In einer Senke tauchte plötzlich mein Amerikaner wieder auf aber er kam mir entgegen. Er beichtete gestern die Etappe abgebrochen zu haben und mit dem Bus zu seinem Hotel gefahren zu sein. Nun schloss er die Lücke.Er hatte den Hadrianswall unterschätzt und sein geplantes Soll nicht geschafft, es hat ihm aber trotzdem gut gefallen. Er musste am nächsten Tag zurück nach London, um zurück nach Maine zu fliegen.
Noch einmal einen Hügel hinauf und dann konnte ich schon die Felsen von Steel Riggs erkennen.
Es ging nun Bergab zum Parkplatz. Steel Riggs ist ein Ausflugspunkt für Leute die nicht wandern wollen aber hier einen guten Einblick bekommen vom Hadrianswall. Das Wetter war nun aufgeklart und die Sonne schien. Auf der großen Wiese vor den Felsen machte ich eine längere Rast und aß meinen leckeren, organischen Sandwich von der Herding Hill Farm. Ich genoss die schöne Landschaft. Hier wurde es nun doch sehr betriebsam. Viele Ausflügler und Wanderer kletterten den Steilen Pfad hoch auf die Felsen. Die 3 Wanderdamen waren nun auch hier und winkten mir zu, nett. Nach einer guten Stunde machte ich mich auch wieder auf den Weg.
Der Pfad hinauf auf die Felsen war steil und ich musste ein paarmal nach Luft schnappen. 3 Jugendliche machten es besser. Sie liefen unten um die Felsen herum. Die Römer waren grausam gegen sich und andere und sie bauten den Hadrianswall an der schwierigsten Kante. Die Militärstraße verläuft verhaltnismäßig flach am Fuße der Crags entlang.
Oben angelangt sprach mich ein sportlicher Mann an, er war älter als ich und wir kamen ins Gespräch, es stellte sich heraus, dass er als Volontär am Hadrianswall arbeitet. Er läuft seinen Abschnitt regelmäßig ab und sammelt sogar Abfall ein. Es sei aber kein großes Problem nach seiner Aussage. Nach einem Auf und Ab folgte ein Milecastle. Auf dem nächsten Hügel vesperten die 3 Wanderdamen, diesmal winkte ich und sie grüßten mich mit einem Sandwich in der Hand. Es ging steil hinunter auf Treppenstufen aus Naturstein, diese Senke heisst Scymore Gap (Gap- Durchbruch). Hier steht der Baum, der im Film "Robin Hood" mitspielt. Ich hatte die Szene gesehen war mir aber nicht sicher in welchem Film es war. Erst der Fünfte den ich fragte nannte Robin Hood, dann fiel es mir auch wieder ein, nur, Sherwood Forest ist weit!
Ich hatte vergessen, zu schauen, was für ein Baum es ist. Im Internet fand ich einen Hinweis, dass es ein Ahorn Baum sein soll. Diese Stelle ist auch schön, auch wenn der Baum kein Filmstar wäre. Direkt neben dem Baum wurde schon ein Setzling gepflanzt und mit einer Rundmauer geschützt.
Natürlich ging es nun wieder steil nach oben auf den Highshield Crag. Direkt unterhalb der hohen Felsen liegt malerisch ein See (Crag Lough). Hier tummelten sich Schulkinder. Mir wäre als Lehrer nicht wohl an dieser steilen Kante Schüler zu betreuen. Manche malten die Landschaft, andere machten sich auf den Weg, um weiter zu wandern. Südlich von hier im Hinterland liegt das Fort Vindolanda. Durch ein Wäldchen ging es nun wieder sanft hinunter. Dann folgte der Längste Anstieg des Tages, vorbei an einer Farm. Der Blick zurück zu den Felsen und dem See entschädigte mich für die Anstregung. Oben angelangt musste ich erst einmal verschnaufen. Es kamen immer noch wandernde Schüler entgegen, richtig zufrieden sahen sie nicht aus. Die Mauer sah aus wie eine Riesenseeschlange weil die Mauer hier wellenförmig auf und ab verlief. Die Einschnitte waren aber nicht mehr so tief wie vorher. Kurz vor dem Kastell Housestead Fort verlässt der Pennine Way den Hadrianswall nach Norden.
Den nächsten steilen Hügel umgang ich wie wohl die Meisten. Denn der Pfad um den Hügel herum war breiter als über die steile Kuppe. Eine Horde Hunde kam spielend um die Ecke, sie hatten heute mal Auslauf, keine Interesse für den Wall, sie tobten in alle Richtungen.
Nun noch durch ein Wäldchen und trotz großer Mahnschilder liefen Leute auf der Mauer herum.
Ich war am Fort angelangt und ab hier wollte ich mir einen Platz zum Schlafen suchen. Das Fort liegt auf einem nach Süden abfallenden Gelände. Südöstlich vom Fort ist ein Museum wo ich mir eine Erfrischung in Form eines Speiseeises genehmigte. Es ist ein kleines Museum aber hinteresannt. Schautafeln über die Geschichte des Kastells. Ich fragte die Dame im Shop ob sie mir ein Quartier empfehlen könnte, aber sie wusste keins. Nach Besichtigung des gut erhaltenen Kastells (es kostet Eintritt) ging ich hinunter zur Landstraße (B6318) auf der auch der Hadrianswall Bus fährt. Aber an den Bus hatte ich überhaupt nicht mehr gedacht auch nicht, dass er hier am Fort hält. An der Landstraße ist ein Shop mit Erfrischungen und auch Toiletten. Ich wanderte nun die Landstraße entlang in der Hoffnung ein Quatier für die Nacht zu bekommen. Nach einer Meile kam eine Pferdefarm und sie hatten auch ein B&B Schild an der Straße, ich ging in den Hof und der Besitzer kam gerade aus dem Stall und ich fragte im nach einem Zimmer. Es war leider besetzt. Ich fragte weiter ob ich mein Zelt bei ihm im Garten aufstellen könnte, zu meiner Erleichterung wies er mir einen Platz auf einer leeren Pferdekoppel an. Er zeigte mir wo ich Wasser habe und fragte auch ob ich Dinner und Breakfast haben wollte. Ja, ich wollte. Ich baute mein Zelt auf, machte mich frisch, ich hatte noch Zeit bis zum Abendbrot, um meine täglischen 2 Postkarten und meinen Tagesbericht zu schreiben. Ich saß gemütlich in der Sonne und genoss den Wanderfeierabend. Obwohl es nur 12 Km waren, war es anstrengend genug für heute.
Nun kamen auch die 2 Wanderinnen, die mir ein Zimmer weggeschnappt hatten.
Das Abendbrot bestand aus Kartoffeln Erbsen und Möhren mit geschnetzeltem Putenfleisch. Die Soße war sehr schmackhaft und das Gemüse war, wie es in England üblich ist? Ungewürzt. Zum Nachtisch gab es Eis und Apfelstrudel, sehr lecker. Ich habe mich gut mit den Wanderdamen beim Abendbrot unterhalten. Sie sind seit Tagen auf dem Pennine Way unterwegs und hatten dieses Quartier schon im Voraus gebucht. Der Pennine Way muss auch ein interessanter Wanderweg sein, der sehr viel Natur zu bieten hat. Eine der Wanderinnen hatte modernes Pad zum Bücher lesen dabei und sie las Dostojewski und ich gab zu, meinen Wildwest Roman weiter zu lesen, wie peinlich. Ich hatte in jungen Jahren mehrere Bücher von Dostojewski gelesen und war froh nicht schwermütig geworden zu sein.
Nach dem Abendessen war es noch hell und ich machte noch einen Spaziergang hinauf zum Hadrianswall in der Hoffnung einen schönen Sonnenuntergang zu erleben. Es war leider bewölkt. Ich lief nun an der Mauer entlang zurück zum Housestead Fort, dieses Stück war ich ja auf der Landstraße gelaufen. Es war kein Wanderer mehr zu sehen nur noch Schafe, die jetzt den Wall wieder für sich hatten. Unterhalb vom Kastell war ein Durchlass in römischer Zeit, der auch jetzt noch gut zu erkennen ist. So konnten die Wilden Stämme auch mal zum Wein einkaufen zu den Römern gehen. Ich war nun alleine auf weiter Flur und ging zurück zu meinem Zelt. Beim Nachtlager herrichten stellte ich fest, dass ich meine warme Jacke für die Nacht auf der Herding Hill Farm vergessen hatte, das traf mich hart.
Ich trug schon seit 10 Jahren eine dünne Rettungsdecke mit mir herum beim Wandern, nun war eine Gelegenheit gekommen sie auszuprobieren. Ich ahnte schon, dass es schwer werden wird sie auseinander zu bekommen. Nach eine Weile gelang es mir dann auch. In einer Notsituation hätte es viel zu lange gedauert. Also Retungsdecken öfters austauschen. Vorsichtig wickelte ich mich ein und kroch in den Schlafsack, über den Anblick und das Knistern bei jeder Bewegung musste ich lachen und alles nur weil ich keinen vernünftigen Schlafsack kaufen wollte. Kalt war es trotzdem auch in dieser Nacht.



Cawfields to Housesteads Fort auf einer größeren Karte anzeigen

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